Aus dem Nähkästchen geplaudert Teil 1: Das erste Mal Nähen - was braucht man und was sollte man wissen?

Du möchtest mit dem Nähen anfangen, weißt aber nicht wie? Was braucht man für den Anfang und vorallem: wie lerne ich nähen?
Als ich angefangen habe, hatte ich nichts außer eine alte Nähmaschine und ein bisschen Stoff, den ich in einer Truhe gefunden habe. Ich muss zugeben: um richtig loslegen zu können, reicht das nicht ganz aus. Ich habe ein paar Dinge, Tipps & Tricks zusammengetragen, die du brauchst, um anfangen zu können.




Ist Nähen überhaupt das Richtige für mich?

Bevor du jetzt in den nächsten Laden gehst oder im Internet ganz wild anfängst, irgendwas zu bestellen und dabei viel Geld ausgibst (ja, du hast dir ein nicht ganz so günstiges Hobby ausgesucht), solltest du dir selbst ersteinmal klar darüber werden, ob Nähen überhaupt etwas für dich ist. Denn mal ganz einfach gesagt: man kann sich zwar alles mit Anleitungen und Videos selber aneignen und die tollste Nähmaschine besitzen, aber Geduld und ein bisschen Fingerfertigkeit solltest du trotzdem haben.
Mein Rat also: Such dir erstmal eine alte, gebrauchte Nähmaschine (vielleicht gibt es noch eine von der Uroma/ Oma/ Mama oder anderen Bekannten) und ein paar Stoffreste. Mein erstes Projekt zum Rantasten war eine Handytasche nach dieser Anleitung. Ein ganz simples Projekt, was aber dazu beiträgt, die Grundzüge des Nähens und was alles so dazugehört, überhaupt erstmal zu verstehen und die einzelnen Schritte nachvollziehen zu können: Wie man ein Schnittmuster passgenau erstellt, wozu man eine Nahtzugabe braucht und wie eine Naht entsteht, die Innen liegt und nicht sichtbar ist. Natürlich geht das Ganze auch noch schöner, aber für den Anfang reicht das vollkommen aus! Du kannst dich langsam an die Nähmaschine rantasten und ein Gefühl dafür bekommen, die Funktionen kennenlernen und musst sowieso erstmal nur Geradeaus nähen, ohne komplizierte Rundungen usw. Wenn du mit deinem Ergebnis zufrieden bist, du noch neugieriger und Lust auf mehr bekommen hast, dann kannst du mit anderen Projekten weitermachen.


Was brauche ich für den Anfang?

Stoff: Das Wichtigste ist natürlich die Nähmaschine. Am besten suchst du dir dann noch ein paar alte Stoffstücke zusammen, mit denen du üben kannst. Meistens haben die Omas noch alte Bettwäsche, Laken oder sogar Stoffstücke aufbewahrt. Da könntest du einfach mal nachfragen. Wenn du dann ein paar Mal auf der Nähmaschine hin und her genäht hast, vielleicht auch schon das ein oder andere Stück entstanden ist und du merkst "Ja, das könnte mir gefallen", kannst du in den nächsten Stoffladen gehen oder dir online günstigen!! Stoff bestellen. Da sollte der Meter erstmal nicht mehr als 8€ kosten. Als kleiner Tipp: Vielleicht hast du einen Tedox in deiner Nähe. Die haben sehr günstige Baumwollstoffe zur Auswahl.

Schere, Stifte und Lineal/ Maßband: Diese Dinge sind natürlich unerlässlich. Ich benutze gerne einen Edding, da man den gut sehen kann und es auch am einfachsten damit ist, etwas nachzuzeichnen. Wenn du aber etwas nähst, wo man die Linien nicht sehen sollte, dann greif lieber auf Schneiderkreide, Bleistift oder einen wasserlöslichen Stift zurück. 
Scheren gibt es in mehreren Ausführungen. Ich habe eine Große, um Stoff zuzuschneiden und eine Kleinere, um Fadenreste abzuschneiden. Schau da auch einfach mal bei Tedox. Die Günstigen tun es meiner Meinung nach auch! 
Zusätzlich zu einem kleineren Lineal, lohnt sich auch ein etwas längeres, um größere Stoffstücke ausmessen zu können. Wie du dir ganz leicht eins selber machen kannst, erfährst du weiter unten. 

Garn und Nadeln: Damit die Nähmaschine auch richtig funktioniert, brauchst du natürlich auch diese beiden Dinge. Ein ganz normales Nähgarn in Weiß reicht für den Anfang absolut aus. Später kannst du dann immernoch tolle Farben kaufen :) Die passenden Nähmaschinennadeln bekommst du am besten in einem Fachgeschäft. Dort kannst du dich auch beraten lassen, welche für deine Nähmaschine und Projektvorhaben geeignet ist. Aber meistens sind ja bei alten Nähmaschinen noch einige vorhanden. Wenn die nicht abgebrochen sind, kannst du die auch verwenden!


Nahtauftrenner, Fadeneinfädler und Fingerhut: Diese kleinen Helferlein dürfen in keinem Nähkästchen fehlen! Einen Nahtauftrenner brauchen sogar die Profis unter uns, um kleinere oder auch größere Fehler ohne viel Verlust beseitigen zu können. Der Fadeneinfädler hilft dir (sofern deine Nähmaschine über keinen verfügt), den Faden ganz einfach, ohne dabei einen kleinen Nervenzusammenbruch zu erleiden, in die Nadel einzufädeln. Und der Fingerhut? Der kann beim Nähen mit der Hand durch mehrere Lagen Stoff ein guter Fingerschutz sein.

Stecknadeln/ Wonderclips und doppelseitiges Klebeband: Damit beim Zusammennähen nichts verrutscht und du dich am Ende ärgerst, gibt es mehrere Möglichkeiten, Stofflagen zu fixieren. Stecknadeln sind wohl die bekannteste Methode. Allerdings habe ich vor kurzem "Wonderclips", also Stoffklammern, für mich entdeckt. Die sind viel schneller angebracht und hinterlassen auch keine doofen Löcher, die man hinterher vielleicht sehen könnte.. Ein schmaler Streifen doppelseitiges Klebeband kann dir zum Beispiel beim Annähen von einem Reißverschluss oder einer Borte besser helfen, als die Klammern oder Nadeln.

Vlieseline und Co. (beim Nähen mit Baumwollstoffen): Wenn du zum Beispiel ein Utensilo nähen möchtest, dann musst den Stoff mit Vlieseline verstärken, um eine optimale Standfestigkeit zu bekommen. Hier gibt es viele verschiedene Stärken. Ich benutze H250 und für ein wenig mehr Volumen H630. Das reicht für den Anfang völlig aus! Die bügelst du ganz einfach auf die Rückseite des Stoffes auf. Alternativ kannst du hier aber auch etwas dickere (aber nicht zu dicke) Putzlappen nehmen und mehrere mit einem Zickzackstich für die gewünschte Größe zusammennähen. Wenn du schon irgendwas applizieren möchtest, dann kannst du auch hier statt Stickvlies einfach ein Stück Zewa/ Küchenpapier verwenden.


Extra Tipp: Langes, günstiges Lineal selbermachen

Als Tipp habe ich für dich noch dieses sehr praktische "Lineal" mit 1m Länge. Manchmal möchte man nämlich etwas abmessen, was länger als 40cm ist. Mir war das ständige Neuanlegen vom kurzem Lineal zu unpraktisch. Im Baumarkt kannst du Fußleisten in verschiedenen Längen kaufen. Ich habe mich für die 1m Variante entschieden. Dann brauchst du noch zwei Maßbänder (idealerweise in der Selben Farbe ;)), die du auf die gewünschte Länge zuschneidest und mit doppelseitigem Klebeband auf beiden Außenseiten der Fußleiste befestigst. Achtung: mach es andersrum als auf dem Bild, weil du so beim Messen verkehrt herum denken musst. Ich habe mich damals vertan..

                         

Wo finde ich geeignete Anleitungen für Anfänger?

Wenn du etwas bestimmtes nähen möchtest, dann kannst du das einfach bei Youtube oder Google eingeben. Anleitungen mit Video oder Bildern sind am besten zum Lernen geeignet.
Ansonsten kann ich dir sehr Pattydoo empfehlen. Hier findest du viele kostenlose Schnittmuster zum Ausdrucken und meistens gibt es neben einer schriftlichen Anleitung auch noch ein Youtubevideo. Finde ich persönlich sehr praktisch!
Bei Pech und Schwefel und im Snaply-Magazin findest du auch einige sehr schöne Tutorials. Schau einfach mal vorbei. Ansonsten wirst du mit der Zeit auch einige andere Nähdamen und -herren kennenlernen und deine eigene Methode entwickeln, wie du dir Nähen und bestimmte Techniken am besten beibringst.


Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag dem ein oder anderen ein wenig Klarheit im "Näh-Dschungel" verschaffen konnte. Für den Anfang braucht es wirklich nicht viel, vorallem wenn man sich erstmal darüber klarwerden möchte, ob Nähen überhaupt das Richtige für einen ist und nicht unnötig viel Geld investieren möchte. Wenn du noch Fragen hast, kannst du mir natürlich sehr gerne schreiben! Ich freue mich auch sehr über Feedback! :)

In diesem Beitrag erzähle ich euch ein wenig über meine Nähanfänge.
Wie hast du mit Nähen angefangen? Was hast du noch für weitere Tipps und Tricks für den Anfang?

Dies war der erste Teil der Reihe "Aus dem Nähkästchen geplaudert". Im Nächsten Teil möchte ich euch Aufbewahrungssysteme für Stoffe und den ganzen Kleinkram vorstellen. Gerade Stoff aufzubewahren ist ja irgendwie auch eine Kunst für sich :)

Ganz liebe Grüße und bis bald!


Kommentare

  1. Sehr schöner Artikel :) sowas hätte ich am Anfang auch gut gebrauchen können, dann hätte ich planlos wie wild irgendwelche Stoffe querbeet gekauft, die ich gar nicht gebrauchen konnte :) liebste Grüße, Inka

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  2. Dankeschön! Ja, mir hätte das auch so einige Fehlkäufe erspart und deshalb habe ich mich mal dran gesetzt :)

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